2. Geologisch-landeskundliche Exkursion 2017


Longyearbyen-Barentsburg-Pyramiden

vom 31.07. - 07.08.2017



Die Landschaften um Longyearbyen, Barentsburg und Pyramiden bieten viele Möglichkeiten für lange Touren und überall Anreize für Fotomotive. Mit einer kleinen Gruppe von zehn Teilnehmern haben wir die weitläufige Tundra von Spitzbergen erkundet. Dabei haben wir auch so manchen Stein im Gelände auf Fossilien und Mineralien überprüft und sind mit vollen Rucksäcken und schönen Funden zurück zur Unterkunft gekommen.

Die kleine wanderfreudige Gruppe musste schon am ersten Tag auf über 20 km mit weichem Tundraboden und einer endlos langen Schotterpiste ihr Können unter Beweis stellen. Auf dieser ausgedehnten Tour und mit Funden aus der Unter-Kreide im Rucksack sind wir von der Grube 7 bis tief in das eiszeitlich anmutende Bolterdalen gewandert. Dabei begegneten wir einer Gruppe Rentiere, die zum Fotografieren einlud. Der Besuch der Moräne am Ende des Tales war jedoch ziemlich erfolglos, weil die vorliegenden Informationen über den Fossilienreichtum dort nicht unseren Beobachtungen entsprachen. Zurück ging es dann auf der endlosen Straße nach Longyearbyen, auf deren letzter Strecke auch noch der ausgedehnte Trinkwasserspeichersee des Ortes halb umrundet werden mußte. Fotomotive fanden sich jedoch auch inner-und außerhalb der Siedlung mit ihrer bergbaugeprägten Geschichte und Architektur.

Nach dieser Tour im näheren Umkreis von Longyearbyen reisten wir mit dem Katamaran nach Barentsburg . Die Kohlenmine in Barentsburg ist 1920 von der Niederländischen Bergbaugesellschaft (NESPICO) an die russische TRUST ARkTIkUGOL verkauft worden. Wir haben dort eine Minenbesichtigung mitgemacht und uns in der Bar zum Roten Bären der an unser „Hotel Pomor“ angeschlossenen Brauerei verlustiert. Barentsburg ist im Wandel zwischen dem nostalgischen Ort früherer Zeiten und der Moderne. Einige Gebäude sind schon modern saniert andere hingegen zeigen noch den alten Charme, den die Touristen suchen.

Von Barentsburg ging es erneut mit dem Katamaran weiter zur ehemaligen russischen Bergbausiedlung  Pyramiden. Die weitläufige Ortschaft  bot uns beeindruckende Ansichten und viel Raum für Entdeckungen. Pyramiden wurde 1998 verlassen und ist seitdem eine „Geisterstadt“.

Geologisch kommen in der Nähe die ältesten Sedimente von Spitzbergen vor. Dort, im Munindalen, haben wir uns den zweitältesten Tropenwald (Ober-Devon) der Welt angesehen und auch einige Proben mitgenommen. Korallen aus dem Permokarbon wurden ebenfalls gesucht und gefunden. Natürlich gehörten die fossilen Karbon-Wälder rund um die Bergwerksanlagen zu einem erfolgreichen Abschluss.

Wieder zurück in Longyearbyen gab es noch sammlerische Höhepunkte auf der  Moräne im Longyeardalen. Einige schöne fossile Blätter aus dem Alttertiär wurden gefunden und auch mitgenommen.

Natürlich haben wir uns zu guter Letzt auch ausgiebig im Ort umgesehen. Ein Besuch im Museum und Bummeln durch die örtlichen Sehenswürdigkeiten sorgten für Entspannung nach den Anstrengungen der vergangenen Tage.

 

Übersichtskarte

Übersichtskarte

 

 

Reisetagebuch

Mit

Fahrtleiter/Bergbau – Claus-Peter Gödecke

Guide/Geologie – Harald Rohe

 

Montag 31.7. – Anreise Longyearbyen

Die Anreise zum Flughafen nach Longyearbyen war wie immer anstrengend. Da die Sonne im August 24 Stunden durchweg scheint und wir bestes Wetter hatten, war der Anflug zum Flughafen ein Traum.

 

Polarer Himmel    Svalbard unter Schnee und Eis

                                                Polarer Himmel                                             Svalbard unter Schnee und Eis, nur wenige Wolken
                                                                                                                                       verdecken Schneefelder
Blick ins Reindalen    Ort Longyearbyen aus der Luft
Der Anflug zum Flughafen Longyearbyen verlief über den „Van Mijenfjorden“, an der Svea vorbei in Richtung Adventdalen. Hier konnten wir wegen des schönen Wetters al, auch den Ort Longyearbyen kurz vor der Landung, Nachts um 0:30 Uhr von oben bewundern.

 

Eisbär im Flughafengebäude    Mary Ann Polarrigg
Auch dieses Mal wurden wir wieder vom Eisbären begrüßt...und unsere Unterkunft vor Ort war das Mary Ann’s Polarrigg,
wie schon 2014.

 

Dienstag 1.8. – Longyearbyen/Adventdalen/Gruve 7/Bolterdalen

 

Nach einem ausgiebigen Frühstück haben wir uns zwecks Kennenlernen und Besprechung getroffen. An diesem Tag stand eine Wanderung von 20 km an, wovon die Teilnehmer nichts wussten. Start war um 13:30 Uhr, es ging mit dem Bus zur 15 km entfernten Grube 7 raus. Nach kurzem Fossiliensuchen an der Abraumhalde der Grube 7 sind wir dann ins Bolterdalen eingestiegen. Gleich zu Beginn haben wir die ersten Muschelplatten und sogar einen Ammoniten gefunden. Dieses Material stammt aus der Carolinefjellet Formation (Oberjura + Unterkreide).

 

 

Nonnengänse   Kleine Raubmöwe (Skua)
                Gruppe Nonnengänse...                                                 ...so mancher Skua ist sogar beringt.
 
Blick ins Advetdalen
Blick ins Adventdalen (Grube 7)

 

Das Wandern auf weichem Tundraboden hat vielen schon Einiges abverlangt. Doch schöne Bilder von einer Rentiergruppe und einem Schneehuhn entschädigten für den beschwerlichen Weg. Der schlimmste Teil lag noch vor uns - der Rückweg wurde zur Härteprobe. Nichts ist so schlimm wie eine Straße, die kilometerlang  geradeaus geht und kurz vor dem Ziel noch eine ausgedehnte Kurve macht.

 

Svalbard Mohn an der Grube 7   Bovist
Neben Svalbard Mohn an den Hängen der Grube 7 lassen sich auch Pilze finden, hier der klassische Bovist

  

Muschel Corbicellopsis sp.   Ammonit Freboldiceras (Carolinefjellet Formation)
Die ersten Fossilien waren Muschelplatten mit Corbicellopsis (Bild) und Aucellina aus der Carolinefjellet Formation (Apt – Albium)
und gleich mit einem Ammoniten (Freboldiceras sp.) aus dem tiefen Alb.
 
 
 Blick ins Bolterdalen
...mit einem letzten Blick ins Bolterdalen ging es zurück.
 

 …erst kurz vor 22:00 Uhr waren wir zurück im Hotel. Nun aber schnell ins Hotelrestaurant, erst einmal lecker Essen und einige Bierchen dazu!

 

Mittwoch 2.8. – Transfer von Longyearbyen nach Barentsburg

 

An diesem Tag ging es per Katamaran von Longyearbyen nach Barentsburg. Barentsburg liegt 55 km von Longyearbyen, diese Fahrt dauerte nur 1,5 Stunden, es gab unterwegs ständig etwas Neues zu sehen. Gleich zu Beginn gab es eine Panne: nach dem Ablegen fuhren wir eine kleine Runde im Hafen. Es wurde wieder angelegt. Wie? Warum? Touristen vergessen? Nein, wir haben den Kapitän vergessen... J

Dafür entschädigte eine Gruppe Belugas, die uns in Richtung Hafengebiet entgegenschwamm.

Der Isfjord und seine Gebirgsketten mit den daraus ragenden Gletscherzungen sind schöne Fotomotive und auch in geologischer Hinsicht ein interessanter Teil Spitzbergens.

Nach Erreichen der russischen Grubensiedlung Barentsburg ging es mit dem Bus zum Gästehaus Pomor Hostel, wo man uns schon erwartete. Die Unterkunft ist „SUPER“, nach dem Einquartieren machten wir einen Streifzug durch die Bergwerkssiedlung.

Am Abend ging es in die Brauerei zum Essen  ...es wurde wieder einmal spät....

(Kein Wunder, denn die Mitternachtssonne lässt die späte Nacht zur Kaffeezeit mutieren).

 

Brauerei Barentsburg

 Die Brauerei Roter Bär...

 

Eine Siedlung im Umbau, Barentsburg verliert den Charme der vergangenen Sowjet-Zeit

  

Stengelloses Leimkraut   Svalbard Mohn
...an vielen Stellen blüht es... (LINKS: Stengelloses Leimkraut, RECHTS: Svalbard Mohn)

 

 

Donnerstag 3.8. – Transfer von Barentsburg nach Pyramiden

 

An diesem Tag, schon vor dem Frühstück um 7:00 Uhr morgens, ging es gleich gegenüber ins Gebäude der ARCTICUGOL. Nach einer Sicherheitsbelehrung im Umkleideraum wurden wir voll eingekleidet mit Einweg-Schutzanzügen, Stiefeln, Helm, Licht und Lebensretter. Gut ausgestattet ging es ins Bergwerk zur Besichtigung...

 Im Anschluss Frühstücken, Koffer packen und mit dem Bus zum Hafen, wo unser Schiff schon lag....

Per Katamaran von Barentsburg (über Longyearbyen) nach Pyramiden (Abfahrt: 11.45 Uhr, Ankunft in Pyramiden 15.15 Uhr). Diese Fahrt nimmt einige Stunden in Anspruch, wobei es unterwegs ständig viel zu sehen gibt.

Pyramiden liegt am Billefjord und 120 km von Barentsburg entfernt in einem landschaftlich sehr reizvollen Nebenarm des Isfjords. Unser Schiff machte einen Abstecher in die Skansbukta, wo immer noch Zeugnisse eines ehemals versuchten Gipsabbaus zu sehen sind. Von da aus ging es mit Volldampf zum Gletscher Nordenskiöldbreen und wo wir nach Eisbären Ausschau hielten, die sich dort häufig aufhalten.

 

Anhydrit
                 ... Skansbukta, ab hier steht die Gipshuken Formation (Perm) an.     ...mit Volldampf nach Pyramiden...

  

Hafen Pyramiden

Im Hafen von Pyramiden angekommen, ging es mit dem Bus zum Hotel.

 

Plan: Zimmer belegen und erst einmal Kaffee trinken....

 

Die ehemalige russische Grubensiedlung Pyramiden ist seit 1998 verlassen, davor haben hier bis zu 1000 Menschen gelebt. Heute ist der Ort weitgehend eine Geisterstadt, nur etwa 60 Menschen im Sommer und 25 im Winter halten einen minimalen Betrieb aufrecht.

 

Nach dem Abendessen stand eine Ortsbesichtigung an, danach ging es auf die Schotterflächen zum Korallen sammeln.

 

Die alte Bergbausiedlung Pyramiden ist an sich schon groß genug, um sich eine Woche dort aufzuhalten. Je mehr man sich umschaut, desto mehr entdeckt man! Überall warten spannende Entdeckungen, kleine historische Geheimnisse und interessante Fotomotive. Auch die Umgebung hat natürlich noch das eine oder andere reizvolle Ziel zu bieten.

 

Aufgang zur Grube    Ziegelpakete der alten Zieglei von Pyramiden
                      Der alte Aufgang zur Grube                              Ziegelsteinpakete, die man früher hier selbst produzierte.
 
Hühnerstall in Pyramiden    Schweinestall in Pyramiden
Der alte Hühnerstall und Schweinestall, die Menschen haben sich selbst mit Milch, Eiern und Fleisch versorgt.

 

Bohrkernkisten    Bohrkernkisten
Bohrkern-Lager; hauptsächlich aus dem Anhydrit der Gipshuken Formation (Perm). Alles ist der Witterung ausgesetzt...

  

Freitag 4.8. – Landschaft um Pyramiden

 

Mein Tag begann schon um 6:00 Uhr, ich wollte unbedingt einige Tiere ganz früh morgens Fotografieren.

Geschafft....

 

Möwenkolonie   Möwenkolonie
Gegenüber vom Hotel ist eine Möwenkolonie, ein permanentes Kommen und Gehen mit getöse.
An einen erholsamen Schlaf war nicht wirklich zu denken.

 

Rentiere in Pyramiden  Rentiere in Pyramiden
   Früh morgens liefen zwei Rentiere in Pyramiden unbekümmert herum...
...den beiden war meine Anwesenheit aber nicht geheuer....

  

Es gibt mehrere lohnenswerte Ziele für interessante längere Wanderungen um Pyramiden, unser Ziel war ein Seitental vom Mimerdalen. 

 

 

Geologie 1  Geologie Pyramiden
Die hellen abgestuften Schichten der Bergspitze sehen wie eine Pyramide aus und waren deshalb namensgebend für die Bergwerkssiedlung. Dort Oben stehen die Wordiekammen Schichten der Gipsdalen Gruppen (Ober-Karbon) an. Dieser dolomitische Kalk wurde in einem tropischen Flachmeer abgelagert und ist voll mit Meeresorganismen der damaligen Zeit. Man findet deshalb auch sehr viele Korallen.
Darunter liegt das tiefe Unter-Karbon mit seinen Kohleflözen der Mumien Formation. Eine Störungszone (grüne Linie) trennt hier die beiden Karbon Formationen. Teile des Unter-Karbons fehlen vollständig.

  

Syringopora   Koralle Syringopora aff. ramulosa

Aus dem Flußbett eine abgerollte tabulate Koralle (Syringopora aff. ramulosa) aus der Wordiekammen Formation.

  

Bergung der Stammausgüsse    Stammausgüsse Protolepidodendropsis pulchra (Høeg 1942)
    Bergung der fossilen Stammausgüsse von Protolepidodendropsis pulchra (Høeg 1942)
…einige Teile der Stämme fehlen, insgesamt sind diese aber zwischen 50 und 70 cm lang und haben einen Abstand von gut 20 cm…
 

Dieser versteinerte Lycopsiden-Wald und die dazugehörigen Schichten sind 380 Mio. Jahre alt und damit aus dem Ober-Devon. Hier in diesemTal stehen links und rechts die Planteklöfta- und Planteyggen Formation an. Der Lycopsiden-Wald gehört zur Tordalen Formation.

 

Natürlich reizt auch Pyramiden selbst, im Ort auf ausgiebige Erkundungstour zu gehen, gerade auch abseits der zentralen, touristisch regelmäßig besuchten Bereiche. Die alten Industrie- und Bergbauanlagen laden zum entspannten Stöbern und Fotografieren ein.

 

Der Hund von Pyramiden  Schneehuhn Gelege

Der Hund von Pyramiden und so manch ein Hund liegt auch noch im Hafenbecken...

...ein aufgegebenes Gelegen eines Schneehuhns

 Stigmaria

 ...aber auch Fossilien, hier ein Rest eines Wurzelausgusses  (Stigmaria) aus dem Tettegras Member (tiefes Unter-Karbon)

  

Nachmittags ging es wieder mit dem Boot direkt nach Longyearbyen.  In Longyearbyen quartierten wir uns dann im „Coal Miner‘s Cabins“ ein. Diese Unterkunft liegt weit im Tal oberhalb von Longyearbyen. diese Ecke trägt den Namen Nybyen (Neustadt).

 

Zusammen haben wir wieder mal einen lustigen Abend gehabt.....

  

Fazit: Die Küche auf Spitzbergen, speziell auch die russische, ist LECKER und vor allem die Russen sind gute GASTGEBER!

 

 

Sonntag 6.8. – Moräne Longyearbyen

 

An diesem Tag haben wir uns der Moräne von Longyearbyen gewidmet. Dabei haben wir wieder viele tertiäre Pflanzenfossilien gefunden.

 

Farnreste   Corylus sp. (Haselnußblätter)
              Farn-Reste auf einem großen Stein (nicht geborgen)                             Platte mit Blatt-Fossilien (nicht geborgen)
                                                          (Van Mijenfjorden Gruppe, Aspelintoppen Formation)

 

 

Trotzdem haben wir zahlreiche Fossilien mitgenommen…

 

Zizyphoides flabellum

...gefunden haben wir viele Blatt-Fossilien... hier das Blatt von Zizyphoides flabellum  

Die Blatt-Fossilien stammen aus dem Eozän (Van Mijenfjorden Gruppe, Aspelintoppen Formation)

 

 

Moräne Longyearbyen    Moräne Longyearbyen

     Longyearbreen oberhalb der Moräne                                           Oberflächliche Entwässerung des Gletschers

 

 

Montag 7.8. – Tag der Entspannung!

 

Die Koffer voller Fossilien, man konnte sagen: Nichts geht mehr (hinein), so nutzten wir diesen Tag für den Ort Longyearbyen und für die Entspannung nach einer harten Woche. Neben einem Besuch in der Touristenfalle, wo man Mitbringsel kaufen kann, stand auch das Museum auf dem Programm....

Der Besuch des Svalbard-Museum, dessen vielseitige Ausstellung rund um Spitzbergen eine gute Grundlage für das bessere Verständnis dieser Reise bot...

...einige Beobachtungen der letzten Tage konnte man hier Revue passieren lassen, insbesondere die geologischen von Svalbard.

 

Mit Kaffee und einem leckeren Apple Pie ließ es sich aushalten

Mit Kaffee und einem leckeren Apple Pie ließ es sich aushalten....

 

 

Dienstag 8.8. –  Alles hat einmal ein Ende

 

Um 2:30 Uhr Nachts sind wir zurück nach Deutschland geflogen. 

 

 

Glück Auf

Harald Rohe