Gold- und Silbererzfunde in Rheine

 

Mit Blick auf die Nachbarländern: Osnabrück, Paderborn, Herzogtum Westfalen und Grafschaft Mark, die schon seit Jahrhunderten Kohle und Eisenerz abbauten, bekam auch Grafschaft TeckIenburg und die Obergrafschaft Lingen das Kohleprivileg erst 1580 anerkannt.

Doch schon im Jahre 1577 trafen ein Hermann von Velen und ein Heinrich Wessels (Emdener Bürger) Vorbereitungen für den Soleabbau. 1578 bekam dann H. Wessels auch das Kohlenabbaurecht für die Obergrafschaft Lingen verliehen. Doch drei Jahre später verzichtete Wessels auf alles und v. Velen bekam zusätzlich auch noch die Ämter Bevergern und Rheine. Ab 1606 wurde in der Obergrafschaft Lingen Sole gefördert, für die Salzsiede wurde Kohle von den Grafen Tecklenburg gekauft. Doch erst ab 1676 wurden umfangreiche Lieferungsverträge zwischen den Grafen Tecklenburg und den Salinen Rheine und der Obergrafschaft Lingen abgeschlossen. Die Saline Gottesgabe in Rheine-Bentlage war von bergrechtlichem Interesse, so wurde auch die Verleihung weiterer Bergbaurechte zur Gewinnung anderer Mineralien wichtig.

Der Dreißigjährige Krieg

September 1647 wurde die Stadt Rheine, also zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648), von Truppen der Protestanten (schwedisch-hessische Truppen) und der Katholischen Liga völlig zerstört. Für den Wiederaufbau der Stadt wurden Spenden in Bremen, Hamburg und Lübeck gesammelt, da das Fürstbistum Münster Hilfe verweigerte. Trotz der Spenden benötigte die Stadt beinahe ein Jahrhundert, um sich von Zerstörung und Elend zu erholen.

Gold und Silber

Beinahe 40 Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg, zwischen 1687 und 1693, wurden in Rheine einige Stücke Erzgestein gefunden. Untersuchungen in den Niederlanden ergaben Silber-, aber auch Goldanteile.

Im August 1687 wurden unterhalb Rheine, bei dem Wasserloch „Forstmanns Kolk“ einige schwarze Steine mit möglichen Anteil an Edelmetall gefunden. Der damalige Amtsdroste Christoph Bernhard von Twickel (1679-1719 Droste des Amtes Rheine-Bevergern) brachte die Proben persönlich nach Amsterdam und ließ sie in seiner Gegenwart von einem Meister der Probierzunft (Gallus Grill, Kalverstraat) untersuchen.

Analyse Erzproben:

je 100 Pfund Steine

8 Lot Silber

1 Lot Gold

Gesamtwert 36 Gulden

Eine zweite Untersuchung bei einem anderen holländischen Probierer hatte ein schlechteres Ergebnis:

je 100 Pfund Steine

1,4 Lot Silber 

1/8 Lot Gold

Zurück aus Holland, berichtete der Droste dem Kurfürsten Max Heinrich vom Fund und sendete ihm auch eine Probe. Der Kurfürst vorderte von Twickel auf, umfangreiche Erkundungen der Lagerstätte zu machen. Daraufhin veranlaßte der Droste an verschiedenen Stellen bis 6 Meter tief am Emsufer zu graben, auch bis über 1 Meter ins Kalkgestein hinein. Dabei wurde festgestellt, je tiefer man grub, desto erzhaltiger wurden die Stellen. Es fehlte aber an nötigem Werkzeug und Pumpen, um die Gruben trocken zu halten. Nach dem Winter 1687/88 wurden die Grabungen fortgesetzt und auch noch einige Jahre danach. Bei dieser Compagnie wurde auch noch eine weitere Fundstell lokalisiert. Diese sei eine halbe Stunde von Bentlage unmittelbar an der Ems in einem „blauen Lehm“, durch Tauchgänge wurde Erzgestein herausgeholt. Die Stelle wurde als „Bannstromskolk“ benannt. Von dieser Compagnie wurden nochmals zwei Erzproben an den Probierer Gallus Grill nach Amsterdam geschickt. Das Ergebnis war aber ernüchternd:

100 Pfd. Erde oder Gestein

1 ½ Lot Silber= 23 gr

aber kein Gold

Im November 1693 sendete der Amtsdroste dem Fürstbischof von Hildesheim einige Erzprobenen und berichtet ihm von den Ergebnissen und den Analysen. Auch von den Fundstellen selbst berichtete Twickel dem Fürstbischof. Dabei informierte er diesen auch über Eisenerzfunde im Amt Rheine-Bevergern sowie im Kfp. Wettringen die dort in großer Menge zu finden seien.

Leider war die Ausbeute in Rheine-Bentlage an der Ems nur gering, anders die Silberfunde unterhalb vom rheinenser Emswehr, diese reichten für einen silbernen Dachreiter (40 cm hoch) mit einer Wetterfahne auf einer steinernen Pyramide (Haus Twickel, Havixbeck). Auch nicht zu klären ist, ob Gallus Grill noch andere Metalle in den Erzpropen gefunden hatte.

Geologie

Die Geologie von Rheine ist recht einfach, auf den Unterkreide Schichten lagert Kalkgestein des Cenoman und des tiefen Turon. Tektonische Störungen sind durch die Osning-Verschiebung hervorgerufen und stellen sich als Randstörung dar. Also eine einfache Aufwerfung der gebrochenen Kreideplatte deren Rand hochgestellt wurde. Dieser Randbruch hatte auch die Salzwanderung an einigen Stellen zur Folge. So kam es zur Salzwanderung zum Waldhügel hin, es bildetet sich unterhalb ein Salzkissen, was die starke innere Verwerfung des Cenoman an dieser Stelle deutlich zeigt. Weitere Salzkissen liegen im Bereich Salzbergen und Bad Bentheim, welche dort zu einer weiteren Bruchlinie führte.

Tiefgehende Störungen zeigt der Waldhügel in Rheine, doch diese enden im Berrias (tiefe Unterkreide Schicht) einem Erdölgestein. Dieses führte auch zum Aufstieg von Erdöl am Waldhügel.

Minerallagerstätten wie sie im Erzgebirge oder im Harz vorkommen, mit Gold und Silber, sind in Rheine nicht nachgewiesen. Auch Quarze und weitere Mineralien in den Kreide-Sedimenten, sind nicht vorhanden. Das bedeutet, dass das Bramscher Intrusiv im Bereich Rheine keinen Einfluss mehr hatte.

 

Woher stammt das erzhaltige Gestein?

Es gibt keinen geologischen Nachweis für Gold und Silbererze im Bereich Rheine! Dennoch sind Erze im Erdreich an der Ems in Rheine gefunden worden. Da das lokalbegrenzte Vorkommen sich tief im Erdreich am Emsufer befand, gibt es fast nur eine Erklärung: Bei den Versuchen an zwei Stellen die Ems zu überqueren sind die Erze verloren gegangen.

Während des 80. jährigen- und Dreißigjährigen Krieges sind diese Erze jedoch nicht nach Rheine transportiert und verloren gegangen. Die Erzbrocken müssen schon viel früher an dieser Stelle verloren worden sein.

Es könnte Beutegut der westlich angesiedelten germanischen Stämme gewesen sein, denn die ortsansässigen Germanen kannten die Fuhrt durch die Ems. Wussten also in welchem Bereich man die Ems überqueren konnte. Ob sie jedoch auch die Untiefen der Ems Furt kannten, bleibt unklar. Möglicherweise hat ein unverhofftes Hochwasser der Ems, eine einfache Überquerung unmöglich gemacht, was zum Verlust des Erzes führte.

Oder das Erzgestein ist mit den sächsischen Stämmen zwischen dem 5. bis 8. Jahrhundert nach Rheine gekommen. Doch für eine Besiedlung links der Ems gibt es keine Spuren.

Über die Metallverarbeitung und somit auch genutzte Lagerstätten in der Germania Magna gibt es nur wenig Kenntnis. Im norddeutschen Tiefland kommen auch nur sehr wenige Raseneisenerz Lagerstätten vor, keine war für die Römer von Interesse gewesen. Auch gibt es keine Kenntnis über Erzlagerstätten aus dem Harz, die die Römer ausbeuten ließen. Dennoch könnte es Silbererz aus dem Harz oder dem Sauerland gewesen sein, das durch die Römer über die Weser verschifft wurde, aber bei einem Überfall der Germanen, an diese verloren ging.

 
Man kann nur mutmaßen wie das Erz nach Rheine gekommen ist, es könnte jedoch so gewesen sein.
 

Text Harald Rohe

Erstellt: 7/2016

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