Flussgeröll im Geschiebe-Gemenge
Neben dem Geschiebe aus der Ostseeumrandung kommen aber auch Mineralien und Fossilien aus dem Süden vor, allerdings sind sie wegen ihres ungewöhnlichen Transportweges meist nur klein. Während der Eiszeiten war die natürliche Kontinentalentwässerung stark gestört oder gänzlich eingestellt. Die heranrückenden Eismassen stauten alle vor ihnen liegenden Flüsse auf, deren Wasser und Gesteinsfracht wurde nach Westen umgelenkt und die Gesteinsfracht zu riesigen Schuttflächen bis in die Niederlande verteilt. Schnell vorrückende Gletscherzungen versperrten immer wieder den Flüssen den Weg. Die abgeschnittenen Wasserwege führten zur Aufstauung und es bildeten sich bisweilen riesige Seen. Durch extreme minusgrade frohen Flüsse und Seen sogar ein, die kontinentale Entwässerung kam so völlig zum Erliegen.
Da wo die Eismassen weiter nach Süden vordrangen, wurden die vorher aufgetürmten fluvialen Kiese von dem überquerenden Eis aufgenommen und so weiter transportiert. Bei diesem Flussgeröll handelt es sich vorallem um Weser-Material, aber auch Elbe-Material ist dabei. Alle Gesteine aus der Zeitperiode Devon, Karbon und Perm stammen vorallem aus den Mittelgebirgen oder vom bömischen Massiv. Vielfach handelt es sich um Gesteine aus hydrothermal entstandenen Mineralgängen oder aus vulkanischen Ascheablagerungen. Die typischen Mineralien sind Achate, Jaspise, Radiolarite, Amethyste oder Milchquarze.
Die Aschen werden als Porphyre bezeichnet, darunter fallen Rhyolithe, Rhyodacite und die Ignimbrite. In diesen vulkanischen Förderprodukten bildeten sich beim Abkühlen blasenartige Hohlräume sogenannten Lithophysen. Durch Kieselsäure wurden diese ursprünglichen Entgasungsräume mit einer Achatemulsion aufgefüllt. Dabei entstanden nicht immer nur Achate, sondern durchaus auch schöne Quarzdrusen. Aber nicht nur Aschen wurden abgelagert, natürlich sind auch „Porphyrkugeln“ (Bimsstein-Lapilli/Bomben) eingelagert worden.
Devonische Massenkalkbrekzie mit Quarzgang aus dem Sauerland
Kellerwald-Jaspis
Der Kellerwald-Jaspis (Kellerwald Achat) ist eine Varietät von Quarz (SiO2), von Hämatit zum Teil dunkelrot bis rotbraun gefärbt und wird oft als Trümmerjaspis oder Eisenkiesel bezeichnet. Dieser Jaspis ist von weißen Quarzadern durchzogen. Die abgebildeten Gesteine stammen aus der variskischen Gebirgsbildung und haben ihre Reise von Nordhessen, wo der Kellerwald liegt (Lahn-Dill Kreis), über Eder und Weser angetreten, um dann mit dem Saale-Eis bis in die Niederlande hinein, als vorerst letzte Einlagerung ihr Ziel erreicht.
Der Schlottwitzer Amethystgang
Das wenige Elbmaterial was zwischen dem Geschiebe zu finden ist, hat häufig den weitesten Weg hinter sich. Zu den oberkarbonischen und unterrotliegenden, hydrothermal entstandenen Quarzgängen des Osterzgebirges gehört das rund 6 km lange Schlottwitzer Gangsystem. Schlottwitz ist ein Stadtteil von Glashütte und liegt südwestlich von Dresden. Das Erzgebirge gehört zur variskische Orogenese und ist Teil des oberen Paläozoikums (Devon bis ins Perm).
Amethyst-Gänge von Schlottwitz sind aus Elbe-Kiesen bekannt, diese sekundären Ablagerungen sind entlang der Elbe in Kiesgruben überall zu finden. Erstaunlich ist der Weg den das abgebildete Stück genommen hat: Als sekundärer Gesteinsbrocken in den Elbe-Terrassen eingebettet, um erneut vom Eis der Saale-Eiszeit aufgenommen zu werden und als vorerst letzte Ablagerungsstelle im deutsch niederländischen Grenzgebiet abgelagert zu werden. Dieses Stück hat damit eine ganz schöne Reise hinter sich!
Einige Jaspis-Mineralien sind es sich um einen durch Eisen III Ionen rotgefärbten Chalcedon. Deutlich ist ein Schichtenaufbau zu erkennen, zwischen den einzelnen Schichten sind mikroskopische Holosphärolithe (Kristallisationskeime) als Punkte erkennbar. Hierbei könnte es sich um ein fossiles Stück einer Algenmattenrolle handeln, aber ebenso gut könnte es sich um ein Stück ehemaligen Holzes handeln, wobei die eigentliche Holzstruktur völlig durch Fäulnisvorgänge aufgelöst wurde. Einzig die angedeuteten Zuwachsringe sind geblieben, aber der erste Eindruck täuscht. Es handelt sich um ein Stück Achat, innerhalb der „Zuwachsringe“ sind Holosphärolithe eingebaut. Die kugeligen Sphärolithe sind aus einem SiO2 Kolloidpartikel in einem Kieselsäuregel freischwebend gewachsen.
Im Zentrum fehlen die typischen Zuwachsringe, dafür lassen sich bei weiterer Vergrößerung Strukturen erkennen, die an Moose erinnern. Diese dreidimensionalen, moosartigen Gebilde sind anorganischen Ursprungs und durch Lösungs- und Fällungsvorgänge von Eisen entstanden. Ein offensichtlich durch einen Organismus besiedelte Objekt, erkennbar durch ein Wurzelgeflecht auf der abgerollten Außenseite. Aber auch hier wird das Auge getäuscht, bevor das Kieselsäuregel erstarrte, haben sich Schrumpfungsrisse kristallisiert.
Vulkanische Aschen aus der Perm-Zeit
Fossilien
Bei diesen Fossilien handelt es sich um Ammoniten aus dem Harz. Sie sind über Weser und mit dem Gletscher der Saale-Eiszeit zu uns ins Münsterland transportiert worden. Diese verkieselten Ammoniten haben es auch wegen ihrer Verkieselung bis zu uns geschafft, obwohl diese doch zum Teil beträchtlichen Schaden davon getragen haben, denn sie haben alle nicht mehr ihre volle Größe. Bei diesen Ammoniten handelt es sich um Phragmocone, Wohnkammer aber auch Teile des Phragmocons sind bei dem Transport verloren gegangen.
Radiolarit (Devon) und ein Lydit (Silur), selten mit Fossilien
Text Harald Rohe
Erstellt: 205. März 2017
Letzte Aktualisierung: Mai 2019