Mittel-Devon Narva- und Aruküla-Geschiebe mit Vertebraten-Resten
Die Saale-Eiszeit hat im gesamten Norddeutschen Raum ihre Spuren hinterlassen. Die im Drenthe-Stadium zurückgelassenen Sand- und Kiesablagerungen heben sich auch heute noch überall markant aus dem Gelände. Durch den Abbau werden in allen Kieswerken immer wieder devonische Geschiebe zu Tage gefördert. Meist handelt es sich um „Kugelsandsteine“ aus dieser Zeit. In diesem Bericht sollen nun diese Gesteine, Kugelsandsteine zusammen mit Fossilfunden vorgestellt werden.
Die von Sammlern überwiegend aufgesammelten devonischen Gesteine sind die "Kugelsandsteine". Warum diese Kugelsandsteine ins Devon gestellt werden, dahinter steckt auch schon eine lange Geschichte. Schon 1879 beschreibt ein Dr. Jentzsch etwas über kugelige Sandsteine aus Ostpreußen im Jahrbuch der Königl. Geol. Landesanstalt. Alle im Geschiebe vorkommenden Kugelsandsteine stellte Dr. Jentzsch in das devonische Zeitalter. Aber schon 1883 wurden diese Jentzsch’n Kugelsandsteine von Fritz Nötling in ihrer Zeitstellung in Frage gestellt. *
(Prof. Dr. Alfred Jentzsch, Königsberg (1850-1925))
Das aus dem Baltikum stammende Geschiebe-Material ist von seiner Fossildichte ganz unterschiedlich. So stammen Pflanzenfossilien meist aus der Gauja-, Burtnieki- und der Pärnu Formation (15-47 m). Letztere kommt aber wegen der geringmächtigkeit und seinem grünlich schluffig-tonigen Gehalt nicht wirklich im Geschiebe Nw Deutschlands vor. Einzig der rote Sandstein aus dem Tamme Member, diese Schichten lassen sich einzeln Nachweisen. Bei diesem Ablagerungssediment zeigen sich erste Merkmale für Rinnenfüllungen und Deltaablagerungen.
Das Mittelfeld besteht aus der Narva-, Aruküla- und der Burtnieki Formation. Diese drei Schichtkomplexe weisen eine hohe dichte an Wirbeltierresten auf. Die Narva Formation (30-110m) hat große Mächtigkeitsschwankungen im estländischen Ablagerungsgebiet. Der Schichtkomplex besteht aus bräunlich-rotem und grüngrauem losen und schluffigen Sandstein mit Einlagerungen von Siltstein, Mergel und Ton. Aber es kommen auch Dolomit Gesteine und Konglomerate vor. Die Basis der Narva Fm. (Vadja Subformation) bildet ein schlecht sortiertes Konglomerat aus Karbonaten und Kies. Hier handelt es sich ausschließlich um Abtragungsmaterial des Silur und Ordovizium. Dieses Material ist transgressiv abgetragen und Küstennah abgelagert worden.
Darauf folgen Dolomite die auch einzelne Konglomerat-Linsen führen. Selten sind brekziöse-Dolomite zu sehen. Die Narva Fm. zeigt eine unterschiedliche Glimmer- und Feinkiesverteilung, die oft an Rinnenfüllungen gebunden sind. Sandsteine der Narva-Formation sind in Teilen dickbändig und zeigen eine typische "cross bedding" Schichtung. Vertebratenreste kommen fast ausschließlich aus dem oberen Teil der Formation.
Die überwiegend roten Sandsteine der Aruküla Formation (66-97 m) weisen einen Glimmeranteil von 20-50% auf.
Die Farbe variiert von hellgrün bis dunkelrot, das Gestein zeigt alle Merkmale für Rinnenfüllungen und Deltaablagerungen. Auch lassen sich Lagen mit größeren, gerundeten Quarzkörnern oder Tongallen beobachten. Hier handelt es sich um eine Carbonat-Brekzie und -Konglomerat hauptsächlich aus aufgearbeiteten Kalksteinen aus dem Silur und Unter-Devon. Die Wirbeltierreste sind als Sohlekonglomerat an Rinnen gebunden.
Ab der Burtnieki Formation (60-95 m) wird es farbig, zunächst ist es ein weiß-, gelblich-, bräunlich- oder purpurgrauer Sandstein mit rötlichen Anteilen. Im oberen Teil bestimmen weißgraue und rötliche Farben das Bild. In dieser Formation setzt ein hoher Glimmergehalt bis zu 50% ein, auch gibt es Karbonat- Brekzien, diese sind aber nur noch selten. Der Anteil an Wirbeltierfossilien ist immer noch sehr hoch.
Die Amata Formation (12-21 m) und Gauja Fm. (78-80 m), die beiden letzten Formationen des Mittel-Devons, zeichnen sich durch einen hellen bis weißen, glimmerfreien Sandstein aus und sind auch eher Fossilleer.
Das Gestein zeigt eine typische küstennahe Umgebung mit einem sich zurückziehendem Meer an. Dabei sind nicht nur Wassermassen hin und her bewegt worden. Auch Sande, Pflanzenteile und tote Wirbeltiere von jugendlichen und erwachsenen Individuen. Dieses führte dann auch zur Einbettung als Knochenmix in kleinen Senken des Flachbereiches.
Mineralogisch gesehen handelt es sich bei den Gesteinen der Aruküla-Formation überwiegend um Quarz- und Feldspat-Arenit mit einem Quarzgehalt von 60-90%. Die Schwermineral-Fraktion wird von Ilmenit, Zirkon, Granat, Turmalin und Rutil dominiert.
Das Sedimentationsgebiet ist Teil des Erosionsraumes vom Fennoskandischen Schild. Dieses Becken lag im Bereich der heutigen baltischen Länder und wurde während des mittleren bis oberen Devons mit terrestrischem Sediment gefüllt. Die Wirbeltiere im Sedimentationsgebiet waren an Süßwasser aber auch an Brackwasser angepasst. Herkunftsgebiet der verschiedenen Geschiebe, liegt also in diesen baltischen Ländern, wo man auch diese Sandsteine noch anstehend vorfindet.
Sedimentgesteine des mittleren Devons
Ein Knochenfragment mit charakteristisch gekrönten/löffelförmigen Zähnchen.
Hohlräume durch Auflösung von Karbonatmaterial oder Holzkohle, also vielleicht von Einzel- oder Kolonieorganismen. Möglich wäre aber auch pflanzliches Material (Holzkohle).
Text: Harald Rohe
Ertstellt: 12. Januar 2017
Letzte Aktualisierung: April 2019